Montage der Hegob-Weiche
In folgenden Bild sind zwei Arbeitsschritte dargestellt. Die Radlenker möchte ich später von unten an die Schiene löten. Dazu entferne ich die Brünierung mit der Feile. Im Hintergrund sind schon einige Schienenstühlchen auf die gerade Backenschiene gefädelt.
Beim Bau ist mir aufgefallen, dass das Herzstück ein wenig nach hinten verschoben werden muss. Sonst passen die Absteckmaße nicht.
Als Nächstes werden die Schienenbefestigungen passend zu den Schwellen ausgerichtet. Nun ein Klebband geben Kleckern und eine Markierung, bis wo hin der Kleber auf die Schwellen kommt. Ich habe mal den Faller-Kleber Typ „expert“ probiert, der erstaunlich gut hält.
So sieht es ausgerichtet aus. Eine Kontrolle, ob das Gleis gerade liegt ist vor dem Kleben wichtig, sonst baut man eine Bogenweiche. Ich nehme dazu ein dünnes 500 mm Stahllineal.
Damit alles ordentlich verschweißt braucht es Druck! Auch so eine Art 3D-Druck.
Als nächstes habe ich mich heute um den Zungenbereich an der geraden Backenschiene gekümmert. Mit etwas Kleber werden die halben Schienenbefestigungen unter die Schiene geschoben.
Auf der Innenseite, wo die Zungen sind, kommen dann die Gleitplatten hin.
Während die geklebten Teile fixiert und angedrückt aushärten wollte ich mich um das Herzstück der Hegob-Weiche kümmern. Die Kleineisen sind schnell aufgeschoben (Schienenende vorher entgraten) und das Herzstück wird auf den Schwellen probegelegt. Oh, das liegt nicht plan! Ein Blick zeigt etwas verdrehte Profile auf der Endseite.
Mit sanfter Gewalt habe ich das gerichtet, doch das Herzstück liegt immer noch nicht plan. Ein Kontrollblick des Leiters der Lehrwerkstatt bietet dieses Bild:
Das passiert schnell beim Löten. Die Lösung ist recht pragmatisch – gerade biegen. Wobei das nicht zur vollen Zufriedenheit gelingt, das Herzstück liegt zu hoch. Also habe ich unter dem Herzstück die Schwellen etwas mit dem Skalpell abgeschabt.
Vor dem Kleben schnell noch eine Kontrolle der wichtigsten Maße und ein Kontrolllauf mit einem Radsatz. Die Abstandshalter sind von Wenz und ja, die Zahlen sind spiegelverkehrt geätzt.
Sieht gut aus. Das Herzstück habe ich mit etwas 2K-Epoxy bestrichen und aufgepresst.
Als nächstes habe ich die erste Zunge montiert, und zwar die gebogene. Warum die? Weil ich die Weiche quasi von gerade nach gebogen baue, damit nachher alles passt. Mit einer Lehre könnte ich auch von außen nach innen bauen, aber die hat man erst mal nicht und man müsste die fräsen oder lasern.
Bevor es weitergeht noch ein Satz zu den bisher geäußerten Kritikpunkten an dem Bausatz: Ich finde die Bauteile für den Preis durchaus angemessen und gut gemacht und die kleinen Unzulänglichkeiten konnte ich bisher mit den üblichen Mitteln eines Bastlers beheben. Die Kritik ist vielmehr als Hinweis beim Nachbauen zu verstehen, dass man besser genau hinschaut und eventuell etwas korrigiert statt die Teile stumpf zu verarbeiten und dann enttäuscht auf eine krumme Weiche zu schauen.
Also weiter – die Zungen sind sandgestrahlt, was nach dem Löten gut ist und zur besseren Farbhaftung beiträgt. Auf der Unterseite habe ich die raue Oberfläche mit einer blauen Polierscheibe (Proxxon) mit ganz wenig Druck blank gemacht, damit die auf den schwarzen Gleitplatten im Vordergrund beim Umstellvorgang sauber gleiten.
Der Laufspiegel auf der Zungenoberseite ist auch blank poliert worden.
Dem Bausatz liegen Isolierschienenverbinder bei, durchaus sinnvoll, damit es am Herzstück keinen Kurzschluss gibt, wenn sich die Zungen mal etwas verschieben. Allerdings ist das Aussehen nicht so toll. Es ginge ja noch, wenn die Verbinder auf der Doppelschwelle lägen, das passte bei mir aber nicht hin. Mir ist nicht ganz klar, wie das gedacht ist – ich lasse die Verbinder darum einfach weg.
Jetzt Zunge fixieren, aufkleben und dann mit Holzklötzchen andrücken:
Noch ein Blick auf die Zungenspitze. Für den Antrieb gibt es an jeder Zunge einen Pin – dafür habe die Löcher gebohrt:
Langsam wird die Weiche komplett. Im Wesentlichen wiederholen sich die Arbeitsschritte beim Aufkleben der Schienen, im nächsten Bild ist die gebogene Backenschiene aufgeklebt. Zu beachten ist, dass die Biegung schon vor der Herzstückspitze beginnt, die kleine Spurerweiterung macht dabei nichts. Wenn man das nicht so bauen würde gäbe es bei anliegender Zunge eine Spurverengung und das Rad könnte bei Spurkranzkontakt aufklettern.
Besser immer nachmessen:
Ein bisschen Optik muss auch sein, darum kommen an das Herz die kurzen Schienenbefestigungen:
Ich habe es wohl mit dem Kleber etwas zu gut gemeint. Na ja, was des Meisters Hand nicht ziert wird mit Spachtel zugeschmiert.
So schaut der Stand im Ganzen aus:
Wichtig ist neben dem Messen mit unterschiedlichen Radsätzen (im Bild Petau) zu kontrollieren. Das Einzelrad muss bei leichter Neigung sauber über die Weiche rollen. Dank des Sinuslaufs gelingt das bei einer korrekt gebauten Weiche problemlos. Ein altes O-Scale-Rad wollte nicht durchs Herzstück – Ursache ist ein Radsatzinnenmaß von 28,2 mm, es sollten mindestens 28,8 mm sein.
Jetzt fehlen noch die Profile am Ende, dabei muss man sich entscheiden, ob man die Schwellen kürzen oder verschachteln will. Hier mal die verschachtelte Variante.
Die Schwellenanordnung kann man noch ändern, genau genommen gehört dieser Teil schon nicht mehr zur Weiche.
Danke für den tollen und ausführlichen Bericht. Wie viele Stunden benötigt man für den Bau einer solchen Weiche?
Gruss
Michi
Danke für das Lob.
Für die erste Weiche habe ich einen halben Tag gebraucht, dabei aber auch die Fotos gemacht. Mit etwas Übung geht es sicher schneller.